Und du nennst dich aktive Umweltschützerin?

10. Juni 2017

Heute ist Green Saturday und eigentlich wollte ich euch darüber berichten, wie es ist in einer Umweltschutzorganisation aktiv zu sein. Stattdessen möchte ich aber mal wieder meckern, denn manchmal hilft meckern einfach. Außerdem bin ich mir sicher, dass es einige von euch da draußen gibt, denen das gleiche Thema auf dem Herzen liegt! Es geht um die ewige Kritik da draußen, der wir uns immer stellen müssen, gerade wenn man im Umweltschutz aktiv ist.

Wenn ich mich selbst als "aktive Umweltschützerin" bezeichne, stößt das oft und schnell auf Kritik: "Ich habe dich aber vor kurzem in einem Auto gesehen!" oder "Du bist vor 2 Jahren aber nach Kapstadt geflogen! Das machen Umweltschützer nicht!"
Vor kurzem ereilte mich auch ein unschöner Kommentar zu meinem Post über Rauchpatronen:

Anonym: "Ich finde es äußerst amüsant, dass du dich als "aktive Umweltschützerin" bezeichnest - im gleichen Atemzug aber preist du hier solche Rauchpatronen an, die "einfach eine Menge Chemie" drin haben, mit der du aktiv die Umwelt verpestest. Ganz große klasse. Applaus dafür!"

[Werbung]

Genau wegen solchen Kommentaren, habe ich mich sehr lange nicht getraut, mich aktive Umweltschützerin zu nennen. Denn ab wann ist man denn aktiver Umweltschützer? Ich nenne mich inzwischen so, da ich im Vorstand der Hamburger NAJU bin und eine Kinder- und eine Jugendgruppe leite. Das heißt, dass ich sehr viel Zeit in die ehrenamtliche Arbeit bei einer Umweltschutzorganisation stecke. Außerdem versuche ich auch privat so grün wie möglich zu leben: mein Badezimmer ist inzwischen fast komplett plastikfrei, in der Küche und im restlichen Haushalt arbeite ich stetig an der Plastikreduzierung und ich fahre fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es geht mir hier auf dem Blog aber keinesfalls darum anzupreisen wie toll ich lebe, denn Luft nach oben gibt es immer! Ich bin definitiv kein Paradebeispiel und es gibt Leute die viel umweltfreundlicher Leben als ich, das ist mir auch bewusst. Ich möchte hier Leute mitreißen und aufklären, so gut ich es eben kann.

Wann immer ich solche "Kritik" bekomme, frage ich mich, wie die Person lebt, die mich kritisiert. Ob sie wohl das "perfekte grüne Leben" führt? Wahrscheinlich nicht. Ich glaube viel eher, dass es sich dabei oft um Leute handelt, die nichts für den Umweltschutz tun und Ausreden dafür suchen, wieso sie es auch nicht tun sollten. Nach dem Motto: Siehst du, die nennt sich aktive Umweltschützerin und ist auch nicht besser als ich!

Unterstütze den Erhalt von be fabulous

Ich liebe diesen Blog und was ich damit erreichen kann: Menschen helfen und wertvolle Tipps geben. Neben all der Liebe und Leidenschaft steckt in diesem Blog aber auch viel Arbeit, Zeit und auch Geld. Hier kannst du mich und "be fabulous" unterstützen und damit den Erhalt des Blogs sichern.

Erfahre mehr

Ich will mich von solchen unnötigen Kommentaren nicht demotivieren lassen.

Ich finde es durch und durch falsch, solche Kommentare überhaupt zu schreiben oder auch in echt Menschen so zu "kritisieren". Wer nicht in der Haut des anderen steckt, kann selten darüber urteilen wie dieser lebt oder was er tut. Und egal was jemand für den Umweltschutz tut, ob es nur ist auf Kaffee-to-go-Becher zu verzichten oder öfter mal das Fahrrad zu benutzen, diese Person tut etwas! Und das gehört einfach gewürdigt, egal wie viel nicht so gutes die Person nebenbei noch tut. Anstatt immer nur das Negative aufzuwiegen, sollte man lieber das Positive sehen und begreifen, dass jeder Schritt in die richtige Richtung gut ist und dass Kritik nur demotiviert und keinesfalls zu noch weiteren Schritten motiviert.

Auch wenn man selbst der absolute "Übermensch" wäre - den es im übrigen gar nicht gibt, da niemand perfekt ist - sollte man lieber Andere für jeden winzig kleinen Schritt in die richtige Richtung loben, anstatt oben mit der Keule draufzuhauen und zu schreien: "Das ist nicht genug!".
Vor kurzem hat mir meine liebe Freundin Mona gesagt, dass ich in Sachen Umweltschutz ein bisschen ihr Vorbild bin. Es hat sich einfach toll angefühlt, das zu hören und es war soweit ich mich erinnere auch das erste Mal, dass ich etwas so Positives dazu gehört habe. Ab und zu habe ich bisher Lob dafür bekommen, dass ich mich mit Kindern und Jugendlichen beschäftige, aber so offen, hat mir noch nie jemand gesagt, dass ich etwas Gutes für den Umweltschutz tue. Das soll jetzt hier kein fishing for compliments werden, sondern lediglich zeigen, wie gut so ein Kompliment tun kann. Danach habe ich mich deutlich besser gefühlt und bin motivierter an die Sache herangegangen.
An alle da draußen, die auch mit solcher Kritik konfrontiert werden:

Lasst euch nicht unterkriegen, jeder auch noch so winzige Schritt ist wichtig und toll. Mach weiter so und gib diesen Menschen nicht die Macht, über dich zu urteilen!

Natürlich hatte der Kommentator auch recht, Rauchpatronen sind sicher nicht gut für die Umwelt. Ich mache auch einige andere Dinge, die nicht gut für die Umwelt sind, hier ein paar Beispiele: ich esse Fleisch, ich vergesse manchmal Geräte richtig auszuschalten und lasse sie auf Standby und ich bestelle oft in Online Shops. Aber auch ich bin nur ein Mensch und ich bin nicht perfekt. Wie müsste ein aktiver Umweltschützer denn leben? In einer Höhle ohne Strom und Wasser und selbst angepflanztem Gemüse, dass er über einem Feuer brät? Aber selbst das Feuer erzeugt CO2 und trotzdem ist das Szenario maßlos übertrieben. Es ist in unserer jetzigen Gesellschaft - finde ich - nicht möglich, komplett umweltfreundlich oder klimaneutral zu leben. Auf manche Dinge kann man gut verzichten und bei Vielen tue ich das auch. Aber ab und zu mal eine kleine Umweltsünde ist, finde ich, absolut gerechtfertigt. Das Leben soll schließlich auch noch Spaß machen und lebenswert sein und wenn man selbst den Anspruch an sich hat komplett umweltfreundlich zu leben, macht das meiner Meinung nach nur unglücklich. Man sollte sich nie das Ziel der Perfektion stecken, denn Perfektion gibt es nicht. Stattdessen arbeite ich Schritt für Schritt an mir selbst und feiere jede kleine Veränderung in die richtige Richtung - bei mir und bei Anderen.