Fridays for Future - Argumente der Kritiker und was du entgegnen kannst

17. März 2019

Lesezeit: ~ 4min

Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.

Auf den letzten drei Fridays for Future Demos in Hamburg war ich am Start - letzten Freitag waren wir erneut ganze 10.000 Menschen in Hamburg. Deutschlandweit schätzungsweise 300.000 und weltweit über 1 Millionen. Die Fridays for Future Demos machen mich gleichzeitig unheimlich glücklich und wütend. Ich bin glücklich dass so viele junge (aber auch ältere) Menschen auf die Straße gehen und für unsere Zukunft und diesen Planeten kämpfen. Aber wir schreien uns die Seele aus dem Leib und werden nicht gehört. Was wird fordern:

  • sich an das Pariser Abkommen und den IPCC Report halten
  • unter 1,5 Grad Celsius Erwärmung bleiben

Seit Wochen verfolge ich auf Social Media und in den Medien Meinungen und Kommentare gegen die Fridays for Future Bewegung. Ich finde die Bewegung sehr unterstützenswert und möchte daher heute auf die Argumente der Gegenseite eingehen und diese entkräften. Es kristallisieren sich für mich 4 Gegenargumente heraus, die Zitate die ich dafür bringe sind nur Beispiele, man findet massenhaft Kommentare mit der gleichen Argumentation im Internet. Ich hoffe ich gebe euch hiermit eine sinnvolle Gegenargumentation an die Hand, die ihr in der nächsten Debatte verwenden könnt.

Schulschwänzer

"Oh! So viele lustige Schulschwänzer!" (Kommentar auf Instagram)
"Die Demos wären außerhalb der Schulzeit nicht weniger sinnvoll. Dann würden wir auch mehr über das Klima und weniger über die Schulpflicht diskutieren." (Peter Altmaier)

  1. Streiks finden nie in der Freizeit statt, oder verlangt ihr auch von Busfahrern, dass sie im Feierabend streiken? Und Lehrer in den Schulferien? Der Sinn von Streiks ist es ein Druckmittel zu haben. Öko-Demos fanden (und finden) schon Jahre lang an Samstagen statt und werden immer erfolgreich ignoriert, also war es wohl an der Zeit endlich ein Druckmittel einzusetzen.
  2. Demos sind nicht gerade faul auf der Haut liegen, ich persönlich würde es vorziehen im Bett zu liegen und Netflix zu schauen statt bei Regen stundenlang in einer Menschenmasse zustehen und im sehr langsamen Tempo durch die Hamburger Innenstadt zu laufen, wenn sie schon die Schule schwänzen. Auf den Demos werden keine Anwesenheitslisten geführt, es steht also jedem frei statt auf die Demo zu gehen einfach im Bett zu bleiben - so faul und "schwänzwütig" können die Schüler also gar nicht sein. Außerdem ist in Deutschland die Anzahl der Schüler die aktiv die Schule schwänzen sehr gering - ich habe es in meiner Schullaufbahn zum Beispiel nur ein einziges Mal getan und das als ich schon erwachsen war und mir selbst eine Entschuldigung schreiben konnte.
  3. Am Tag der ersten organisierten, globalen Demonstration waren in Hamburg Schulferien und der Streik fand trotzdem statt. Bei vielen Kritikern konnte ich vorher Kommentare wie "Na mal schauen, wie viele kommen werden, wenn sie ihre Freizeit dafür opfern müssen" und co. lesen. Tatsächlich waren wir 10.000 Menschen, die an der Demonstration teilgenommen haben - das sind so viele wie nie zu vor in Hamburg.

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Whataboutism

"Ich finde es einfach schade, das ich so viele sehe, die dann Billigkleidung tragen und ihre Schilder in Plastik packen. Das widerspricht sich." (Kommentar auf Instagram) oder ähnliche Kommentare über Müll und Konsum.

Niemand ist perfekt und viele Kinder und Jugendlichen leben erst mal so, wie es ihnen von ihren Eltern vorgelebt wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch auf den Demos noch Plastikflaschen und Kleidung von H&M und co. zu sehen sind. Das bedeutet aber nicht, dass die Meinung der jungen Menschen dadurch weniger wert ist! Jeder Schritt zu einem nachhaltigeren Leben ist verdammt wichtig und wir sollten es unterstützen, statt Leute zu verurteilen, weil sie noch nicht ALLES richtig machen. Die Sensibilisierung zum Thema Müll und Konsum wird sicherlich noch kommen, denn im Gegensatz zu dem größten Teil der Bevölkerung, haben diese jungen Menschen den richtigen Weg schon eingeschlagen.


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Keine Experten

"Von Kindern und Jugendlichen kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis." (Christian Lindner)

Mehr als 23.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich dem Aufruf von „Scientists for Future“ angeschlossen - eine Petition, welche die Forderungen von Fridays for Future wissenschaftlich stützt. Mehr muss ich dazu gar nicht sagen: Herr Lindner, hier sind ihre Experten.

Keine Lösungsvorschläge

"Ich glaube sogar, dass einige der Ziele vieler der Teilnehmer meine Unterstützung hätten, aber in Ermangelung eines politischen Programmes, das diese Ziele realisieren soll [...] ist eine ernsthafte Auseinandersetzung meines Erachtens nicht möglich."(Kommentar auf Instagram)

Es kann nicht die Aufgabe der Schüler sein, detaillierte Klimaschutzmaßnahmen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Das ist die Aufgabe unserer gewählten Vertreter, die dies hauptberuflich machen und dafür auch jede Menge Geld erhalten. Sobald die Politiker ihrem Beruf wieder zufriedenstellend nachgehen gibt es auch keinen Grund mehr für die Schüler zu streiken.