Urban Gardening - so funktioniert gärtnern in der Stadt

03. März 2021

Lesezeit: ~ 6min

Die Gartensaison steht vor der Tür und deswegen möchte ich mich heute dem Thema Urban Gardening widmen. Ich glaube in vielen Köpfen ist noch verankert, dass Gärtnern etwas ist, was man auf dem Land tut und dort bietet es sich natürlich auch an: häufig gibt es viel Platz, große Grundstücke mit großen Gärten und es ist einfach grün. Aber unsere Städte sind grüner, als wir manchmal glauben und auch hier wollen die Insekten und anderen Tierchen was geboten bekommen und außerdem ist es schön die eigenen Kräuter und Gemüse anbauen zu können. Auch in der Stadt gibt es einige Möglichkeiten, um zum Gärtnern zu kommen und ich möchte euch heute die mir bekannten vorstellen.

Workbook: Erstelle deinen eigenen Gartenplan

22 seitiges digitales Workbook. Erstelle in 10 Schritten deinen perfekten Gartenplan, inklusive 40 Übersichten der gängigsten Gartenpflanzen und deren Aussaat-, Anzucht-, Pflanzungs- und Ernte-Zeitpunkte.

Erfahre mehr

Gemeinschaftsgärten

Bis zu unserem Umzug waren mein Freund und ich Mitglieder in einem Gemeinschaftsgarten und hatten dort ein eigenes Beet. Gemeinschaftsgärten gibt es nicht nur an den Rändern der Städte, sondern auch mitten in der Stadt. Um die Gärten zu finden, rate ich euch erstmal Augen und Ohren offen zu halten. Wir haben unseren Gemeinschaftsgarten folgendermaßen gefunden: auf unserem Fahrradweg Richtung Innenstadt hat ein neuer Gemeinschaftsgarten gestartet (woran wir das erkannt haben? - viele kleinere Beete, ein leicht umzäunter Bereich im Park und ein Schild an der Tür, worauf man weitere Infos nachlesen konnte.). Also habe ich dort angerufen (die Telefonnummer stand auf dem Schild) und es gab leider keine freien Beete mehr, ich wurde aber netterweise an einen anderen Gemeinschaftsgarten verwiesen, der auch direkt um die Ecke war und dort haben wir unkompliziert ein Beet bekommen. Unser Beet war 8-10qm groß und hat wunderbar gereicht um Gemüse und Kräuter anzubauen. Wenn ihr auf euren Spaziergängen und Fahrradtouren nichts findet, könnt ihr es natürlich auch mal über Google versuchen oder so viele Freunde und Bekannte wie möglich fragen, ob sie schonmal einen Gemeinschaftsgarten gesehen haben. Noch mehr Infos und die Vorteile, die ich bei einem Gemeinschaftsgarten sehe, könnt ihr in meinem Blogpost "Alles über unser Beet im Gemeinschaftsgarten" nachlesen.


[Werbung]

Gärtnern auf dem Balkon

Mit unserer neuen Wohnung sind wir vom Gemeinschaftsgarten zum Balkon-Gärtnern übergegangen. Dieses Jahr wird unsere erste Gartensaison mit Balkon und wir freuen uns schon riesig darauf. Ein großer Vorteil ist, dass ihr die Pflanzen direkt vor der Tür habt und somit ohne viel Aufwand nach den Pflänzchen schauen könnt. Damit ihr auf dem Balkon Gemüse und andere Pflanzen anbauen könnt gibt es verschiedene Lösungen ein paar sind zum Beispiel: Hochbeete, Holzkisten, (größere und kleinere) Töpfe und Hängekästen. Ihr könnt sowohl selbst aktiv werden und euch Dinge zusammenbauen, es gibt aber auch ein großes Angebot an fertigen Gefäßen im Baumarkt. Wir haben uns für eine Mischlösung entschieden, wir haben zwei große und ein mittleres Holzbeet (große Holzkisten aus dem Baumarkt), zwei Hängekästen und ein paar verschieden große Töpfe. Bei Hochbeeten solltet ihr unbedingt bedenken, dass die Tragkraft von Balkonen nur begrenzt ist, deswegen sollte es kein Hochbeet sein, dass bis zum Boden mit Erde gefüllt ist, sondern eines, dass auf Füßen steht. Übrigens kann man aus jeder Balkongröße etwas rausholen! Die meisten Pflanzen brauchen gar nicht so viel Platz und solang ihr es schafft ein paar Töpfe auf den Boden zu stellen sind für jeden zumindest ein paar Kräuter und Erdbeeren (& andere kleine Pflanzen) drin!

Mietgärten

Auch Gärten kann man mieten! Und dafür gibt es verschiedene Varianten, die ihre Vorteile haben und auch unterschiedlich viel kosten. Ich möchte euch die mir geläufigen vorstellen:

Meine Ernte - Mietgarten

Meine Ernte vermietet Mietgärten auf lokalen Bauernhöfen. Dabei gibt es zwei Größen 45qm oder 90qm. Die Gärten werden von den lokalen Bauern professionell angelegt und mit 20 verschiedenen Gemüsesorten besät. Das praktische ist, dass es viele Tipps und Infos gibt und außerdem alles was man braucht vor Ort, zum Beispiel einen Wasseranschluss. Die Mietgärten sind also auch wunderbar für Gartenanfänger*innen geeignet. Gemietet werden kann pro Gartensaison (von Mai-Oktober/ November) und die kosten liegen bei 229€ pro Saison für die 45qm und 439€ bei 90qm. Meine Ernte hat 26 Standorte, zum Beispiel in Berlin, Stuttgart, Bielefeld und Bochum. Alle Standorte und weitere Infos findet ihr hier bei meine Ernte.

Kleingärten

Kleingärten sind die etwas bekanntere Version des Gartens in der Stadt. In fast jeder Stadt gibt es Kleingartenkolonien in denen Gärten gepachtet werden können. Es gibt sowohl die Option Kleingärten zu kaufen, als auch sie nur zu pachten, da müsst ihr euch in der Situation schlau machen. Außerdem gibt es einige Regeln, wie dass eine Laube auf dem Grundstück nur eine bestimmte größe haben darf und jeder Kleingarten-Verein hat sicherlich auch noch sein eigenes Regelwerk. Grundsätzlich sind Kleingärten aber eine gute Chance um auch in der Stadt einen großen Garten haben zu können. Leider sind sie häufig auch sehr umkämpft und es ist schwierig einen Kleingarten abzubekommen. Wenn bei euch die Lage genauso ist wie hier in Hamburg wo es quasi unmöglich ist einen Kleingarten abzubekommen könntet ihr mal versuchen über nebenan.de, ebay-kleinanzeigen oder ganz analog mit einem Aushang am Vereinshaus nach Leuten zu suchen die vielleicht Unterstützung beim Gärtnern suchen oder bereit sind, ihre Parzelle mit euch zu teilen.

Gärtnern bei Naturschutzorgansationen

Viele Naturschutzorgansationen haben ihre eigenen Urban Gardening Projekte. Das war auch mein erster Berührungspunkt mit dem Urban Gardening: bei der NAJU Hamburg haben wir uns Hochbeete gebaut und ein Zwischendach an der Geschäftsstelle begrünt. Außerdem hatte die NAJU und auch der NABU noch verschiedene andere Urban Gardening Projekte, wie schöne Bienenwiesen. Wenn ihr Lust aufs Gärtnern habt und erstmal nicht die volle Verantwortung übernehmen möchtet oder auch einfach mal reinschnuppern, bietet es sich an bei lokalen Naturschutzorganisationen zu schauen, da diese häufig Flächen betreuen. Gute Anlaufstellen sind der NABU (oder die Jugendorganisation NAJU) oder der BUND.

Patenschaften

In einigen Städten ist es inzwischen möglich Pate für kleinere Beete und Grünflächen zu werden. Das können zum Beispiel Beete um einen kleinen Baum der Stadt an der Straße sein oder andere kleinere Grünstreifen. Die Flächen sind nicht groß, aber ich habe hier in Hamburg schon einige schöne Projekte dieser Art gesehen. Manche schaffen es auf engstem Raum Gemüse anzubauen, andere machen eine schöne Bienen- und Blühwiese. Um eine solche Patenschaft zu bekommen, müsst ihr euch lokal bei eurer Stadtverwaltung informieren oder einfach mal nett nachfragen.

Indoor Gärtnern

In der Wohnung zu gärtnern ist in diesem Beitrag definitiv nicht die attraktivste Variante des Urban Gardenings, es ist aber auch eine Möglichkeit, die ich nicht außer Acht lassen möchte. Es kann nicht jede Pflanze und vor allem nicht jedes Gemüse Indoor angepflanzt werden, es gibt aber auch einiges was es gut verträgt oder sogar hierzulande nur Indoor funktioniert. Ein Beispiel ist Ingwer, worüber ich kürzlich schon ausführlich berichtet habe in "Wie du Ingwer selbst in der Wohnung anbaust". Viele eher südländische Pflanzen, die es gerne warm mögen kann man auch in der der Wohnung anpflanzen, wir haben zum Beispiel einen kleinen Orangen- und einen Zitronenbaum. Was ich außerdem schon indoor getestet habe sind Kräuter und Rucola-Salat. Wenn ihr nicht die Möglichkeit habt draußen zu gärtnern, lasst euch dadurch nicht bremsen und probiert es einfach mal aus - auf der Fensterbank lässt sich mehr Anpflanzen als man glaubt.

Mehr Urban Gardening